Bund vom 17.01.2003, Ressort Wirtschaft Seite
«Eine andere Welt ist möglich»
Die hiesigen Gewerkschaften müssen Teil oder gar einer der Hauptpfeiler
der neuen sozialen Bewegung sein
«Die hiesigen Gewerkschaften müssen Teil oder gar einer der Hauptpfeiler
der neuen sozialen Bewegung sein», sagte Hans Schäppi von der Gewerkschaft
Bau und Industrie (GBI) am Mittwochabend an der Delegiertenversammlung
des Gewerkschaftsbundes Bern und Umgebung. Denn die Gesellschaft
sei in den letzten Jahren unsozialer, undemokratischer und unstabiler
geworden. Schäppis persönlicher Einsatz: Er gehört zur Schweizer
Gewerkschaftsdelegation, die ans Sozialforum nach Porto Alegre (Brasilien)
reist. Zahlreiche Delegierte teilten Schäppis Meinung und begrüssten
eine Teilnahme der Gewerkschaften an den Sozialforen in Porto Alegre
oder zuvor in Florenz und an der Demonstration gegen die Jahrestagung
des World Economic Forums (WEF) in Davos. Nebst den Gewerkschaften
GBI und Smuv rufen auch Comedia und der VPOD ihre Mitglieder auf,
per Car nach Davos zu fahren, um gegen die Globalisierung in ihrer
heutigen Ausprägung und gegen ihr Symbol, das WEF, zu demonstrieren.
Schäppi räumte ein, dass der Begriff «Anti-Globalisierung» problematisch
sei. Dennoch halte er daran fest, da die Globalisierung für eine
Ideologie stehe, die einen naturgegebenen, unaufhaltsamen Prozess
postuliere. Doch: «Eine andere Welt ist möglich», betonte Schäppi,
«wenn wir sie wollen.»
Als Annährung an die soziale Bewegung hatte der Gewerkschaftsbund
eine Referentin von Attac sowie einen Referenten der Anti-WTO-Koordination
eingeladen. Es sei ein riesiges, buntes Spektrum, das ein und dasselbe
Ziel verfolge, sagte Barbara Rimml von Attac Bern über die soziale
Bewegung: «Den Kampf gegen die zerstörerische neoliberale Globalisierung.»
Für ihre Anliegen ernteten die Attac und die Anti-WTO-Koordination
Lob von den Delegierten, aber auch Kritik: So wurde zum Beispiel
deren Analyse als schwach beurteilt. Versöhnlichere Stimmen riefen
die Gewerkschafter auf, die verschiedenen Gruppierungen nicht gegeneinander
auszuspielen.
(fv)
|