PRESSEMITTEILUNG VON „PERSPEKTIVEN NACH DAVOS“
16. Februar 2005
Die von „Perspektiven nach Davos“ organisierte globalisierungskritische
Veranstaltung über Strategien gegen die Konzernherrschaft kann
am 10. März 2005 nun doch noch im Progr stattfinden
Nachdem der Progr eine von attac Bern, der OeME-Kommission Stadt
Bern und der Anti-WTO-Koordination Bern im Rahmen der „Perspektiven
nach Davos“ für den 2. Februar 2005 geplante Veranstaltung
nicht beherbergen wollte, reichte die globalisierungskritische Plattform
bei Herrn Christoph Reichenau, Kultursekretär und Leiter Abteilung
Kulturelles der Stadt Bern ein neues Gesuch ein. „Perspektiven
nach Davos“ konnte die offizielle Begründung für
die Ablehnung – dass es sich um eine politische und keine
kulturelle Veranstaltung handle – so nicht akzeptieren.
Nicht zuletzt ging es „Perspektiven nach Davos“ mit
dem Beharren auf dem Progr als Austragungsort der Veranstaltung
darum, die im Zusammenhang mit den diesjährigen Mobilisierungen
gegen das WEF vom Gemeinderat betriebene Verbannungspolitik nicht
unbeantwortet stehen zu lassen. Wir erinnern uns: Im Januar wurde
in Bern nicht nur die von einem breiten Bündnis geplante Grossdemonstration
verboten, sondern auch die von attac Schweiz organisierte Diskussionsveranstaltung
„Das Andere Davos“ aus vorgeschobenen „Sicherheitsgründen“
aus dem Progr in die Dampfzentrale verlegt. Gemeindepräsident
Tschäppät und Kultursekretär Reichenau betonten,
dass es sich dabei nicht um einen „inhaltlichen Entscheid“
gehandelt habe. Dem wurden wir durch die erste Absage des Progrs
eines besseren belehrt.
Zwar kann „Perspektiven nach Davos“ nach einem Gespräch
mit Herrn Reichenau und der Progr-Leitung die geplante Veranstaltung
„Konzerne zähmen oder enteignen? Welche Strategien gegen
die Herrschaft der Konzerne“ am 10. März nun doch noch
im Progr durchführen. Doch wurde uns unmissverständlich
klar gemacht, dass der Progr sein Image in absehbarer Zukunft so
definieren wird, dass globalisierungskritische Veranstaltungen darin
keinen Platz mehr finden werden. Wir bedauern diese rigide Grenzziehung
zwischen Kultur und Politik, die im Übrigen dem kulturpolitischen
Konzept der Stadt Bern (vgl. Anhang) kaum Rechnung trägt. Darin
steht geschrieben:
"Wie sich Menschen begegnen, welche Werte und Ziele ihnen
wichtig sind, welche Verantwortungen sie wahrnehmen, wie sie ihr
Zusammenleben organisieren, Rechte und Pflichten ausgestalten, sind
kulturelle Fragen. Was und wie in der Wirtschaft produziert wird,
wie man mit der Mitwelt umgeht, wie mit der Umgebung, mit Land,
mit Pflanzen mit Tieren, sind Bestandteile des kulturellen Bewusstseins."
(Die Kulturpolitik der Stadt Bern für die Jahre 1996-2008,
Seite 8).
Wir finden, dass die Regierung sowie die Kultur- und im Speziellen
die Kunstinstitutionen der Stadt Bern diesen progressiven Kulturbegriff
nicht nur in Hochglanzbroschüren zelebrieren, sondern ihn vielmehr
in der Praxis fördern und umsetzen sollten. Letztlich geht
es um die gesellschafts- und kulturpolitische Frage: Progr(ession)
oder Regr(ession)?
Perspektiven nach Davos
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